Grauer Hintergrund mit der Aufschrift Roboter

Roboter

Zum Auftakt der sechsten Runde stellen wir die Frage „Halten Sie es für möglich, dass Roboter den Menschen in den nächsten zehn Jahren (oder später) als Sicherheits-Fachkraft wenn vielleicht nicht ganz, aber doch im wesentlichen Umfang ersetzen?“

Im Interview mit:

  • Klaus Bouillon · Präsident des BVMS e.V.,
  • Michael Metz · Stellvertretender Objektleiter und Ausbilder bei der Frankfurter Niederlassung der Klüh Security GmbH,
  • Ute Kittel · Mitglied des Bundesvorstandes der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Berlin und Fachbereichsleiterin „Besondere Dienstleistungen“,
  • Bernd M. Schäfer · Geschäftsführender Gesellschafter der Atlas Versicherungsmakler für Sicherheits- und Wertdienst GmbH,
  • Dirk Dernbach · Geschäftsführer der SECURITAS Sport & Event GmbH & Co. KG


Eine kurze Einleitung:

Roboter gibt es schon lange. Sensoren- und anderweitige Identifikationstechnologien sowie Gebäudesicherheitssysteme sind weitgehend ausgereift. Und nun kommt die Künstliche Intelligenz. Halten Sie es für möglich, dass alle drei Faktoren im Zusammenwirken den Menschen in den nächsten zehn Jahren (oder später) als Sicherheits-Fachkraft wenn vielleicht nicht ganz, aber doch im wesentlichen Umfang ersetzen? Wie müsste man sich das Sicherheitsgewerbe dann vorstellen?

Klaus Bouillon

Ehemaliger Präsident des BVMS e.V.
Und am Ende braucht man doch wieder Menschen…
Nehmen wir die „Videoüberwachungstürme“ auf Baustellen: Die Technik gibt es schon seit Jahren, aber sie setzt sich erst jetzt langsam durch. Es wird daher gewiss noch eine Weile dauern, bis Maschinen vereinzelt die Arbeit von Wachleuten aus Fleisch und Blut übernehmen. Natürlich bietet diese Technik eine Reihe von Vorteilen, etwa dass sie sehr präzise arbeitet – Beispiel „Wachroboter“, die in großen Produktionshallen auf Streife gehen, was ja heutzutage bei großen Konzernen schon passiert. Aber dann benötigt man doch wieder Menschen, die die von den Maschinen generierten Daten überprüfen und auf Meldungen reagieren. Feststeht, dass Einzellösungen keine gute Idee sind. Es muss daher vernünftige Konzepte geben, bevor Mensch und Maschine Sicherheits-Dienstleistungen zusammen erbringen können. Und das bringt uns wieder zu Qualifikation und Weiterbildung: Denn jemand muss diese Maschinen ja auch fachgerecht und kompetent bedienen können. Kurz: Wachleute müssen sich keine grauen Haare wachsen lassen, was die Zukunft ihrer Arbeitsplätze angeht.

Dirk Dernbach

Geschäftsführer der SECURITAS Sport & Event GmbH & Co. KG
Menschen komplettieren den Nutzen der Technik
Ersetzen – nein, ergänzen – auf jeden Fall! Vor 52 Jahre startete im deutschen Fernsehen das „Raumschiff Orion“ ins All und in den USA stieß zeitgleich die „Enterprise“ in unendliche Weiten vor. Was damals als Science Fiction galt, ist vielfach Realität geworden – wenngleich sich das Bügeleisen nicht als Raumschiffsteuerung durchsetzen konnte. Dennoch hat die Technik im letzten halben Jahrhundert Sprünge gemacht, die sich damals keiner vorstellen konnte. Und die Innovationszyklen werden bekanntlich immer kürzer. Ich erinnere mich aber auch daran: Als die ersten hochwertigen Zutrittskontroll- und Videoüberwachungssysteme auf den Markt kamen, führte das zur Frage, was denn bald mit all den Sicherheitskräften passiert, wenn die Technik sie überflüssig macht. Wahr ist jedoch: Die Technik hat Vieles verbessert und manchmal leider auch verkompliziert, aber sie konnte den Menschen nie verdrängen. Wie sonst ist zu erklären, dass unsere Branche händeringend nach neuen Mitarbeitern sucht? Ich freue mich auf die Errungenschaften der kommenden Jahre – in der Hoffnung, dass sie unser Leben noch sicherer macht und unsere Arbeit vereinfacht, und im Bewusstsein, dass die Technik auch weiterhin Menschen benötigt, die den Nutzen dieser Technik komplettieren.

Ute Kittel

Mitglied im ver.di - Bundesvorstand
Die Weichen auf Qualifikation stellen
Egal, ob bei der Fluggastsicherung, der Absicherung von Geldtransporten oder der Innenstadtüberwachung: Für Beschäftigte wie Unternehmen der Sicherheitsbranche gehört der Umgang mit Technologie zur täglichen Arbeit. Eine Verdrängung des „Faktors Mensch“ hat trotz aller Vorhersagen im Zusammenhang mit neuen Technologiestufen nicht stattgefunden. Feststellen lässt sich aber eine Verlagerung von eher niedrig qualifizierten Tätigkeiten auf die Maschine, während der Faktor Qualifikation immer wichtiger wird für das Personal-Recruiting. Mit Blick auf den fortschreitenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Sicherheitsbranche wird eine höhere Qualifikationsanforderung auf die Beschäftigten zukommen. Die Weichenstellung dazu muss schon heute erfolgen. So lange die Sicherheitsbranche mit langen Arbeitszeiten und niedrigen Einkommen gleichgesetzt wird, können die Unternehmen qualifizierte Beschäftigte weder gewinnen noch halten. Deshalb steht für ver.di das Ziel von zukunftsgerechten Tarifverträgen im Mittelpunkt der gerade stattfindenden Verhandlungen.

Michael Metz

Niederlassungsleiter Rhein-Main & Niederlassung Süd bei Apleona Security Services
Auf KI mit Fingerspitzengefühl werden wir lange warten müssen
Heutzutage gibt es bereits Systeme, die eine Überprüfung des Soll-Ist-Zustands durchführen. Sollte nun die Künstliche Intelligenz (KI) eingeführt werden, so würde sie aus Fehlalarmen lernen und diese künftig minimieren. Dies würde bedeuten, dass der Objektschutz in vielen Teilen nicht mehr die gleichen Tätigkeiten durchführt. Denkbar wäre die Minimierung von Kontrollgängen, aber zeitgleich die Erhöhung der Revierdienste. Denn sollte ein System eine Auffälligkeit feststellen, könnte es den Sicherheits-Dienstleister bei seiner Arbeit unterstützen. Beispiele: Bilder der verdächtigen Person aufzeichnen, Zeitpunkt festhalten, Bericht inklusive Protokoll und Fotodokumentation generieren, Täter verfolgen, Räumlichkeiten oder Gebäudeteile verschließen, Bewaffnung erkennen und den Sicherheitsdienst kontinuierlich mit aktuellen Informationen versorgen. Dennoch bleibt am Ende immer noch der Mensch, der vor Ort durch intuitive Handlung eingreifen muss. Denn eines wird es vermutlich so schnell nicht geben: KI mit Fingerspitzengefühl!

Bernd M. Schäfer

Geschäftsführender Gesellschafter der Atlas Versicherungsmakler für Sicherheits- und Wertdienst GmbH
Auch Technik arbeitet nicht fehlerfrei
Hätten wir diese Frage den Menschen gestellt, die vor 100 Jahren die ersten professionellen Bewachungsunternehmen hier in Deutschland gründeten, was hätten sie darauf geantwortet? Nie im Leben hätten sie sich vorstellen können, was heute möglich ist. Und genauso wenig können wir uns vorstellen, was in 20 Jahren sein wird. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es immer einen Bedarf an von Menschen direkt produzierter Sicherheit geben wird. Zum einen sind Menschen erheblich flexibler als jeder Algorithmus. Zum anderen wird es immer Bereiche oder Regionen geben, in denen sich eine aufwändige Absicherung durch Technik nicht lohnt. Nicht ganz außer Acht lassen darf man auch die Haftungsseite. Auch wenn die Technik immer besser wird – sie arbeitet nicht fehlerfrei. Auch heute kommt es noch vor, dass Angriffe nicht detektiert werden, weil Soft- oder Hardware nicht richtig arbeiten. Allerdings entstehen viele Haftpflichtschäden an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, hier erwarte ich noch deutliche Verbesserungen.

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